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Emanzipation

Artikel vom 21.12.2012        *siehe Anmerkung zum Titelbild am Schluss des Artikels
Artikel vom 21.12.2012 *siehe Anmerkung zum Titelbild am Schluss des Artikels

Die ersten Schritte weiblicher Emanzipation, nach dem Vergessen vergangener Matriarchate in der Vorzeit und dem patriarchalischen Rollback der Antike bis ins Mittelalter, folgten erst Mitte des 18. Jahrhunderts.

Zu dieser Zeit hatte die sexuelle Unterdrückung in Form von Prüderie einen Krisenpunkt erreicht. Immer mehr setzte sich der Anspruch durch, Menschenrechte zu erkämpfen, die den Sturz der Herrschenden erforderten und so nicht zuletzt auch der Frau zugute kommen sollten.

Die Französische Revolution bildete sozusagen einen Startschuss, alte Machthierarchien zum Einsturz zu bringen und entwickelte eine Art Sogwirkung, die das Denken und Handeln nicht nur innerhalb Europas inspirierte.

Und so erreichte dieser neue Zeitgeist Amerika und beeinflusste in gehörigem Maße die amerikanische Aufbruchstimmung und vor allem die Frauen dieser Zeit.

So ist es nicht verwunderlich, daß Mary Wollstonecraft, die unter anderem auch mit französischen Revolutionären befreundet war, mit Vindication das erste Dokument verfasste, das Frauen als vollwertige Menschen darstellte.

In Frankreich und weiteren Teilen Europas und einigen Staaten Amerikas war fortan der Gedanke lebendig, dass die Demokratie nicht nur in klassenpolitischer, sondern auch in sexueller Hinsicht Anwendung finden sollte.

In England hingegen wurde der reformierende Einfluss der Französischen Revolution unterdrückt, bis die Gefahr einer eigenen Revolution gebannt war. Sie trat hier bis in die dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts nicht in Erscheinung.

Dann allerdings setzte eine Reformbewegung ein, die viele bis dahin ausgeschlossenen Gruppen unter anderem den Weg zum Wahlrecht ebnete.

Des Weiteren leitete sie eine Reihe von Untersuchungen über die Arbeitsbedingungen ein und bewirkte somit eine Reihe von Verbesserungen dieser Bedingungen.

1848 fand das erste politische Treffen verschiedener Frauenorganisationen in Senecafalls, einem Staat von New York, statt.

Die Reformen, die von diesen Gruppen vertreten wurden, waren unter anderem die Kontrolle über ihre Einkünfte, das Recht Besitz zu haben, das Recht auf Erziehung, das Recht auf Scheidung, das Recht über Vormundschaft ihrer Kinder und vor allem die Forderung auf Wahlrecht.

Allerdings sollte nur die damals 19-jährige Näherin Charlotte Woodwart von den 250 Teilnehmerinnen des Treffens in Senecafalls 1920 bei der Präsidentenwahl von diesem Recht Gebrauch machen können.

Es dauerte bis in die 60er Jahre des 19. Jahrhunderts, bis es in England eine Frauenrechtsvereinigung geben sollte.

Danach hatte die Bewegung aber auch in England tiefe Wurzeln geschlagen, so dass sie sich auch international immer rascher ausbreiten sollte.

Auf solche Entwicklungen gab es selbstverständlich Reaktionen der Männer, die immer wieder darauf ausgelegt waren, die Frauenbewegung klein zu halten und zu unterdrücken. So belief sich die Zahl der Nationen, die ihren Frauen Wahlrecht gewährten, zu dieser Zeit nur auf 26.

1964 waren es 104.

Das Wahlrecht war aber nur eines der Rechte, für das Frauen kämpfen mussten.

Um zu verstehen, wie entrechtet die Frau tatsächlich war, müssen wir daher noch einmal einen Sprung zurück machen. England und Amerika unterstanden in der zweiten Periode der Emanzipationsbewegung (ca. 1830- 1930) dem Common Law.

Diese patriarchalische Gesetzgebung vollzog vollkommen legal den "Ziviltod" der Frau.

So gab die Frau bei der Eheschließung jedes Menschenrecht auf.

Ähnlich wie Verbrecher, die ins Gefängnis gesperrt werden, konnte sie fortan ihr Einkommen nicht mehr kontrollieren. Besitz, der zwar rechtlich ihr gehörte, durfte sie nicht verwalten. Sie durfte keine Papiere unterzeichnen oder Zeugenaussagen machen.

Dem Mann war es erlaubt, andere auf den Lohn, der seiner Frau zustand, zu verklagen und diesen zu konfiszieren.

Die Frau wurde per Gesetz dazu verurteilt, dem Mann auf Lebenszeit zu gehören.

Ihr Ehemann war ihr gesetzlicher Aufseher. Er besaß sowohl ihre Person wie auch ihre Dienste. Starb der Mann ohne ein Testament gemacht zu haben, in dem er die Frau begünstigte, ging der Besitz nicht an die Frau, sondern unterstand dem Staat, der ganz legal der Witwe nichts oder nach seinem Gutdünken diverse Almosen zukommen ließ.

Die Arbeitsbedingungen, die Frauen erdulden mussten, waren in Amerika und England: längere Arbeitszeiten, gesundheitsschädlichere Bedingungen und  niedrigere Löhne als die der Männer, und „nebenbei“ waren es ausschließlich sie, die Hausarbeit und Kindererziehung übernahmen!

Friedrich Engels berichtet in "Die Lage der Arbeitenden Klasse in England" in einer eindeutigen Sprache von den Umständen jener Zeit. Er schreibt von haarsträubenden Zuständen, die Frauen in der industriellen Revolution erdulden mussten, während gleichzeitig die Doktrin der männlichen Schutzherrschaft proklamiert wurde.

Die väterliche Erziehung der Töchter bestand in der Regel darin, sie auf ihre Männer abzurichten. Sie sollten ihnen gefallen, nützlich sein, sie umsorgen, um ihnen das Leben so angenehm wie möglich zu machen.

Auch alle öffentlichen Frauenerziehungsprogramme folgten dieser stillschweigenden Regel. So sollten sie erzogen werden als untergeordnete Wesen, denen eine Ausbildung aus Furcht, dass mehr Wissen als nötig die Frauen zu Rebellionen veranlassen könnten, verweigert wurde.

Dennoch war im Zuge der Emanzipationsbewegung der Wissensdurst der Frauen kaum noch zu bremsen.

Frauen kämpften mit allen Mitteln für die Durchsetzung einer ebenbürtigen Ausbildung.

Mary Lyon beispielsweise durchzog zu Fuss ganz Neuengland, um Spenden zu sammeln und mit diesen Geldern ein Frauencollege gründen zu können.

Im Verlauf der nächsten Jahrzehnte entstanden eine Hand voll weiterer Frauencolleges in Amerika.

Dieses Engagement schwappte auch nach England über, wo unter anderem 1874 in London eine medizinische Fakultät für Frauen eröffnet wurde.

Ziel all dieser Hochschulen war die spezifische Ausbildung von Frauen. Allerdings gingen viele dieser Errungenschaften auf Grund der Reaktion der Männer wieder verloren.

Zum einen führte der Druck der Männer dazu, diese zweite Phase der Emanzipation zu beenden. Zum anderen hatte aber auch diese Emanzipationsbewegung "nur" das Ziel das gleiche Recht, also Männerrecht für die Frau, zu erkämpfen.

 

Da bestehende Männerechte aber in ihrer Struktur stets auf Besitz ausgerichtet sind, tolerieren Frauen, die diese Rechte auch auf sich übertragen wollen, ungewollt die männliche Logik. Dies ist eines der Grundprobleme, aus denen künftige Emanzipationsbewegungen ihre Schlüsse ziehen sollten.

Wie wir gesehen haben, war es noch zu früh, die Wurzel der Unterdrückung zu überwinden.

Dennoch muss dies das erklärte Ziel einer erfolgreichen Emanzipation bleiben, um die bestehenden Machtstrukturen zu zerstören.

Um das erreichen zu können, wird zwangsläufig die Hauptinstitution des Patriarchats, die Familie und das ihr innewohnende Unterdrückungspotential, zu überwinden sein, auch dies wurde von der Emanzipationsbewegung zwischen 1830 und 1930 nicht in Angriff genommen, und so kam es zur entsprechenden Reaktion des Mannes, die wir uns im Folgenden näher betrachten werden.

Die Reaktion erfolgte auf vielen Gebieten, wobei es dem Mann wichtig erschien, seine Überlegenheit wissenschaftlich zu begründen.

Hier sollte Sigmund Freud eine entscheidende Rolle spielen.

Freuds Lehren, die im Allgemeinen als Prototyp liberaler sexueller Freiheit akzeptiert werden, hatten enormen Einfluss - nicht zuletzt in Amerika.

Seine Theorien über das Unbewusste und die infantile Sexualität haben zweifellos einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis des Menschen und seiner Psyche geleistet. Dennoch war er die stärkste gegenrevolutionäre Kraft im sexualpolitischen Bereich der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Beiträge wurden dazu benutzt, einen Gesichtspunkt zu vertreten, der im Grunde als konservativ zu bezeichnen ist.

So fand der Antifeminismus in Freud seine konsequente Weiterentwicklung. Von ihm stammt der Ausspruch:

"Die große Frage, die noch nie beantwortet wurde und die ich trotz meiner dreißigjährigen Erforschung der weiblichen Seele noch nicht beantworten kann ist: Was will das Weib?"

Verstanden hat er "die Frau" also nicht, geht aber in seiner Konstruktion der weiblichen Seele so weit, ihr kohärenten Penisneid zu unterstellen.

Diesen permanenten Neid, dessen Ursprung er in frühen Kindheitserfahrungen zu begründen suchte, unterstellt er jeder Frau.

Die Eigenschaften Passivität, Masochismus und Narzissmus nennt er typisch für die weibliche Seele.

 

Somit wird "die Frau"  durch die wissenschaftliche Theorie vom Penisneid komplett negativ definiert.

 

Denn “das was sie ist, ist das Ergebnis von dem, was ihr fehlt, dass sie kein Mann ist“.

Freud lehnte den gesellschaftlich unterdrückenden kulturellen Zusammenhang, den wir bereits beschrieben haben, als Grund für das weibliche Unbehagen ihrem Körper gegenüber ab und isolierte einen obskuren Penisneid der Frau in ihre frühe Kindheitserfahrung.

Aber Sigmund Freud ging noch weiter, indem er den Kindheitswunsch, der allen Frauen innewohne, auf die Sehnsucht der Frau nach einem Penis begründete, der im Falle der Geburt eines Jungen auch erfüllt werde.

So wird das Gebären so etwas wie ein männliches Vorrecht, da Babys ja nur Ersatzglieder sind.

"Das Weib anerkennt die Tatsache seiner Kastration und damit auch die Überlegenheit des Mannes und seine eigene Minderwertigkeit, aber es sträubt sich auch gegen diesen unliebsamen Sachverhalt." (Über die weibliche Sexualität)

Auch seine Ansichten über die Frauenbewegungen seiner Zeit implizieren stets den angeborenen Penisneid der Frau.

Seinen Überlegungen folgte er auch in der Psychoanalyse, in der die Definition von Maskulin und Feminin mit den genetischen Fakten von männlich und weiblich verbunden wird.

"Indem die ganze Affäre in einen Fachjargon gekleidet wird - Libido, Masochismus, Narzissmus, unterentwickeltes Über-Ich - gewinnt der alte Mythos über die feminine Natur neues Ansehen. Jetzt kann sogar in der Fachsprache bewiesen werden, daß die Frau von Haus aus minderwertig ist. Der Mann aber dominiert, zudem mit stärkeren sexuellen Impulsen ausgestattet und daher berechtigt, die Frau sexuell zu unterwerfen. Außerdem gefällt der Frau die Unterwerfung, und sie verdient sie, denn sie ist von Natur aus eitel, dumm, barbarisch und eigentlich kaum menschlich." 

(Kate Millett).

Mit Freud bekamen die gegenrevolutionären Männer das geeignete Instrument in die Hände, um nun auch wissenschaftlich die Überlegenheit des Mannes zu untermauern.

Es ist verständlich, daß die Frauenbewegung nicht zuletzt auf Grund solcher Thesen einen Rückschlag erleiden musste. Die alten Machtstrukturen konnten aufrecht erhalten werden. Kritik an Freud war erst zu späterer Zeit möglich, jedoch ist diese Kritik noch lange nicht abgeschlossen.

 

Ähnlich wie Karl Marx antrat, den großen Übervater der Philosophie Hegel in wichtigen Punkten zu widerlegen und auch zu ergänzen, muss dies genauso mit den Theorien Freuds geschehen.

Dabei kann durchaus, so wie Marx es auch getan hat, auf den vorliegenden Werken Freuds aufgebaut werden, die dann aber zu anderen, weiter entwickelten Ergebnissen führen. Nur dann wird es möglich sein, auch im psychologischen/wissenschaftlichen Bereich für eine Gleichberechtigung der Geschlechter zu sorgen.

Es ist unsere Hoffnung, dass Frauen diese Herausforderung annehmen und gemeinsam mit aufgeschlossenen Männern unverkrampft und vorurteilsfrei, gemeinsam diesen neuen wissenschaftlichen Überbau erarbeiten.

 

Mit der 68'er Bewegung kam die Frauenfrage wieder auf die Tagesordnung.

Es wurden viele Rechte für Frauen erkämpft. Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe durch den Mann, die Entscheidungsfreiheit der Frau bei der Frage, ob sie ein Kind austragen will oder nicht, sind zwei der großen Errungenschaften, die hier erkämpft wurden.

Kate Millett, Simone de Beauvoir und Alice Schwarzer (die heute leider ein jämmerliches Bild abgibt), die durch ihre Streitbarkeit und neuen theoretischen Ansätze neue Frauenbewegungen in aller Welt inspiriert haben, sollen hier ausdrücklich beim Namen genannt werden.

Ingesamt muss aber wiederum festgestellt werden, dass die hervorragenden Ansätze der siebziger Jahre in den Achtzigern immer weiter verwässert wurden.

Auch dieser Frauenbewegung ist es somit nicht gelungen, die Massen von der Notwendigkeit der Befreiung aus dem Machtapparat des Patriarchats zu überzeugen.

So dass wir konstatieren können, dass noch immer der Mann in nahezu allen Bereichen des Lebens die Fäden in den Händen hält, und diese für seine ausbeuterischen und kriegerischen Zwecke nutzt, um seine Vorherrschaft zu kultivieren.

Und so kommen wir in unsere heutige Zeit des 21. Jahrhunderts, in dem es weiter männlich zugeht!

Noch immer ist die Degradierung die Hauptwaffe im Propaganda-Arsenal des Patriarchats.

Weiterhin hält sich der Mythos von der aus Adams Rippe geschaffenen Frau, der sogar von manchen religösen Frauen geglaubt wird.

Auch die Penisneidtheorie Freuds ist auf wissenschaftlicher Ebene weiterhin aktuell und der Aberglaube, dass die sexuell betrachtete Frau nur ein unvollkommener Mann sei, wurde bis vor kurzen jedem Medizinstudenten wissenschaftlich vermittelt.

So lernte er, dass die Klitoris ein verkümmerter Penis sei. Die großen Schamlippen spielten in diesem Konstrukt die Rolle eines gespaltenen Hodensacks.

Heute wissen wir, dass jeder Fötus bis zur sechsten Woche weiblich ist und können daher treffender annehmen, dass der Penis wohl eher einer wuchernden Klitoris gleicht.

Auch die menschlichen Chromosome belegen eindeutig, dass die beiden Chromosome, die für die Bildung des Geschlechts des Fötus verantwortlich sind, bei der Frau beide aus dem Grundtypus der menschlichen Gattung, den wir X nennen, bestehen, während der Mann über nur ein einziges arterhaltendes X-Chromosom verfügt. Das zweite ist ein verkümmertes X, das wir Y nennen.

"Was den normalen Mann von der Frau unterscheidet, ist also nicht die Anwesenheit seines Y-Chromosoms, sondern die Abwesenheit des zweiten X. In diesem Sinne ist der Mann auch nur eine unfertige Frau, eine biologische Entgleisung, die in zahllosen biologischen Aspekten benachteiligt ist."  [1]

Weiter wissen wir, dass das Gehirn der Frau proportional zur Körpergröße größer ist als beim Mann. Und dennoch wird konsequent vom Mann behauptet, der vom Mann erzeugte Fortschritt würde doch eindeutig die geistige Überlegenheit seines Geschlechts belegen.

Frauen in den Medien heute spielen weiter das Doofchen, sehen "hübsch" aus, haben große Oberweite (meistens chirurgisch gemacht) und kokettieren mit einer vermeintlichen Doofheit, von der jeder weiß, dass sie aufgesetzt ist, aber sie ernten damit erstaunlicherweise bei ihren Geschlechtsgenossinnen   Annerkennung. 

Für Männer bleiben Frauen damit ungefährlich, kennen sie doch ihre Rolle in diesem Spiel nur zu gut. Klischees und Stereotype können so unvermittelt weiter verbreitet werden. Bücher mit dem Titel "Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken"  erfreuen sich daher auch extremer Beliebtheit. Die alte Rollenverteilung von "toller Hecht" und "Schlampe", wenn es um die ausgelebte Sexualität geht, wirkt ebenso immer noch.

Dass Mädchen bereits in der Kindheit stets den gleichaltrigen Jungs intellektuell und körperlich um Jahre vorraus sind, sieht und weiß jeder.

Die Rollenverteilung im Erwachsenenleben wird dann aber wieder die entgegengesetzt andere. 

 

Wie konnte und kann das gesellschaftlich etabliert werden?

 

Die Beantwortung dieser Frage hat mit den nach wie vor bestehenden Herrschaftsverhältnissen zu tun und liegt in der strukturellen Gewalt, der Reduzierung der Frau auf das Äußerliche und Dienende, kurz der Unterdrückung der Frau durch die männliche Gesellschaft begründet. 

Der Mann hat es grandios verstanden, auf den Errungenschaften von Frauen aufbauend, durch Unterdrückung einen technischen Fortschritt unter seinem Label zu verkaufen, der zweifellos viele Dinge des täglichen Lebens erleichtert.

Dass dieser Fortschritt aber auf Kosten von Frauen ging, die genauso in der Lage gewesen wären, einen solchen Fortschritt zu erzielen, wird bewusst verschwiegen.

Wahr ist, dass unser Leben fast ausschließlich von männlichen Werten beeinflusst ist.

Obwohl es die Frau war, die historisch, auf Grund ihrer biologischen Überlegenheit, Leben gebären zu können und dadurch stets lebensfördernde Erfindungen (Zähmung des Feuers, Aussaat, Spindel, Pflug etc.) machte, während der Mann schon immer todbringende Instrumente produzierte, konnte der Mann im Laufe der Zeit, durch Unterdrückung auf geistiger (religiöser) und körperlicher Ebene, durch Gewalt, diese ursprünglich weiblichen Errungenschaften als seine ausgeben.  

Das nun schon über Jahrtausende anhaltende Patriarchat hat dabei unser Bewusstsein, unser Unterbewusstsein und auch unsere Sprache geprägt. Einige Beispiele werden hier nachfolgend aufgeführt.

Wir sagen:

Man sagt, als ob nur der Mann sprechen könnte!

Die Er-findung, kann nur ein er machen. Es gibt den Er-folg, also kann ihn nur ein Mann haben. Die Herr-schaft, impliziert das nur ein Herr die Geschicke der Menschen entscheiden kann. Wir er-richten oder er-schaffen etwas, also ist nur der Mann der Schaffende. Nur der Mann kann in dieser Welt etwas er-reichen. Wir er-ziehen unsere Kinder, wir bereiten unsere Abkömmlinge also schon von Anfang an auf die Vorherrschaft der Männerwelt, und gleichzeitig auf das Funktionieren der Kinder in ihr, vor.

Ist etwas schön, wird es Herrlich genannt, ist es doof, heißt es Dämlich!

Diese Beispiele lassen sich noch weiter führen, wichtiger ist es aber, darauf hinzuweisen, dass dies Phänomen in allen patriarchalischen Systemen zu beobachten ist.

Im Englischen wäre hier History zu erwähnen, also His Story, seine Geschichte.

Geschichte kann also nur die männliche sein. Die Menschheit wird im Englischen mit Mankind übersetzt. Also sind alle Wesen dieser Erde Manngleich, und so weiter und so fort.

Unser Leben ist in allen Bereichen auf den Mann ausgerichtet und von ihm bestimmt worden.

Sollen wir spontan fünf bedeutende Schriftsteller, fünf bedeutende Maler, fünf bedeutende Musiker, fünf bedeutende Wissenschaftler benennen, so fällt uns das leicht, solange wir Männer nennen .

Wenn wir diesen Gruppen Frauen zuordnen sollen, fällt uns dies schon bedeutend schwerer. Das bedeutet nicht, dass es sie nicht gegeben hätte, nur wurden sie gesellschaftlich eben überaus selten anerkannt.

Wie viele schöne Bilder mehr, wie viele wundervolle Melodien mehr, wie viele anspruchsvolle Bücher mehr, wie viele wissenschaftliche Abhandlungen mehr hätte es geben können, wäre die Geschichte anders verlaufen. So bringen wir uns noch heute um viele Talente, und vergeuden Kreativität durch Unterdrückung.

Schlimmer aber ist, dass noch immer im politischen Alltag, trotz Frauenquote, die wirklich wichtigen Entscheidungen weiterhin von Krawattenträgern in feinen Anzügen getroffen werden.

Diese Männer entscheiden Fragen über Krieg und Frieden unter Ausgrenzung von Frauen. Nur Frauen, die ähnlich machtbewusst wie Männer funktionieren, siehe Angela Merkel, die ausschliesslich in der herrschenden Männerlogik behaftet sind, dürfen in der großen Politik mit agieren. Sonst haben sie an Verhandlungstischen nichts zu suchen, da ihnen unterstellt wird, die ernsten Probleme der Welt zu "emotional" anzugehen.

Doch genau das Emotionale ist das, was in unserer Welt fehlt. So lange Profit vor Mitgefühl das herrschende Prinzip unseres Lebens ist, wird sich an dieser von Männern bestimmten Logik nichts ändern.

Leider kam, nach der voller Möglichkeiten steckenden Phase der Frauenbewegung der siebziger Jahre, ein patriarchalischer Rollback, der die emanzipatorische, die Herrschaftsfrage stellende feministische Bewegung auf ein Gender-Mainstream-Programm deklassierte, das heute einigen Frauen aus dem Bürgertum beim Erklimmen führender Positionen helfen mag, in Wirklichkeit jedoch die Stabilisierung der herrschenden, patriarchalischen Verhältnisse fortsetzt.

Deswegen ist eine neue Frauenbewegung unausweichlich. Allerdings mit dem Resultat, aus den Fehlern der Emanzipationsbewegungen der letzten 6000 Jahre zu lernen.

Ein Radikalismus, der sich im Kampf gegen den Mann erschöpft, wird wenig Erfolg haben, da er übersieht, dass auch der Mann nur das Produkt der Folgen des Patriarchats geworden ist.

„Den“ Mann gibt es gar nicht, denn er ist genau wie „die“ Frau geformt worden. Erst wenn die Frauenbewegung dem Patriarchat ein geschlossenes, in jeder Hinsicht vom Männerrecht emanzipiertes Weltbild entgegenstellt, wird sie erfolgreich sein können.

Wichtig ist die Erkenntnis, (wieder ein Er-Wort), dass die Frau die Welt des Mannes nicht imitieren oder gar verbessern darf, sie muss sie zerschlagen.

Die Frau findet erst dann ihre eigenen Werte, wenn die männlichen Wertmaßstäbe vernichtet sind. Sie muss neue, nämlich ihre eigenen Wertmaßstäbe finden, aber diese nicht als Doktrin ähnlich des Patriarchates verordnen, sondern muss sie mit neu zu bestimmenden männlichen Werten in Einklang bringen.

Eine neue Sexualethik muss geschaffen werden, um die Spaltung zwischen den Geschlechtern zu beenden, damit wir alle in Harmonie leben können.

Die wirtschaftlichen Bedingungen zwischen den Geschlechtern sind endlich anzupassen: Die Gehaltslücke zwischen Mann und Frau beträgt, laut einer aktuellen OECD-Studie, in Deutschland 22%, bei den Renten sieht es noch finsterer aus!

"Die OECD benennt ausdrücklich den Mangel an qualifizierter, liebevoller und bezahlbarer Kinderbetreuung (der die Frauen in schlechter bezahlte Teilzeitjobs treibt) sowie die fehlende Gleichstellung der Geschlechter - exakt so argumentiert auch das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in seiner soeben veröffentlichten Untersuchung zur konstant niedrigen Geburtenrate.

Es sind simple Fakten und drastische Folgen aus ihnen, die zu diesen selben Schlüssen führen. So leben zehn Prozent der Frauen hierzulande mittlerweile in Altersarmut. Die niedrigen Renten und die niedrigen Gehälter sind laut OECD-Studie ganz klar eine Folge der stetig hohen Teilzeitquote. Denn 62 Prozent der Frauen arbeiten der Kinder wegen nicht mit voller Kraft; angesichts fehlender Kita-Plätze können sich das nicht erlauben." [2]

Führungspositionen in allen Arbeitsbereichen sind nach wie vor überwiegend von Männern dominiert.

In der Forschung und Wissenschaft, bei den Professoren -  überall haben Frauen immer noch das Nachsehen.

 

Diese Missverhältnisse und viele mehr zu verändern sind die Aufgaben, die vor uns liegen.

 

Nur in der Aufhebung dieser bestehenden Missverhältnisse kann unserer Meinung nach eine gerechte Gesellschaft entstehen.

Es wird dann eine neue Sprache geschaffen werden, die keines der Geschlechter übervorteilt oder benachteiligt.

Nicht im Gegeneinander wollen wir uns verlieren.

 

Als vom System Gezwungene, die jeweiligen Rollen spielende Akteure, wissen wir, dass wir uns als Frauen und Männer neu zu finden und neu zu definieren haben!

 

Wir sehen es wie Clara Zetkin, die auf dem Arbeiterkongress 1899 zur Frage der Beschränkung der Frauenarbeit formulierte, wie die Frauenbewegung ihre Agitation ausrichten sollte.

"Wir erkennen keine besondere Arbeiterinnenfrage an! Vom Standpunkt des Prinzips aus protestieren wir Frauen nachdrücklich gegen eine Beschränkung der Frauenarbeit. Da wir unsere Sache durchaus nicht von der Arbeitersache im allgemeinen trennen wollen, werden wir also keine besonderen Forderungen formulieren; wir verlangen keinen anderen Schutz als den, welche die Arbeit im allgemeinen gegen das Kapital fordert!"

 

Wer Sonderechte für Männer oder Frauen einfordert, bedient sich der Logik des Patriarchats. Nur wenn beseitigt wird, was beide Geschlechter frustriert, beseitigt man die Frustration als solche, und damit die Vorherrschaft eines Geschlechtes über das andere.

 

"Eine Gesellschaftsordnung, die das eine oder andere Geschlecht beherrscht, unterdrückt, bevormundet oder in seiner Entfaltung behindert, kann weder den Herrschern noch den Beherrschten jene Befriedigung geben, die wir brauchen, wenn wir je die Last erniedrigender Arbeit durch die Freude schöpferischer Tätigkeit ersetzen wollen. Darin liegt die eigentliche Befreiung der Menschheit.

Ohne die Befreiung der Frau ist sie nicht möglich" [3]

 

 

[1] Textauszug aus Ernest Bornemanns "Das Patriarchat", Fischer Verlag 1975.

[2] "Deutschland ganz unten" Süddeutsche Zeitung vom 18.12.2012.

[2] Textauszug aus Ernest Bornemanns "Das Patriarchat", Fischer Verlag 1975.

 

* Anmerkung zum Titelbild:

In der Redaktion gab es einige Diskussionen, welches Bild für den Artikel verwendet werden soll. Es standen mehrere zur Auswahl...

Leider symbolisiert das gewählte nicht ganz die Bildsprache, die wir uns vollumfänglich für den Artikel vorstellten. Letztlich siegte die Provokanz des Bildes, im Zweifel soll der Mann mal die Klappe halten ;) allerdings kann die Frau ihre Anliegen auch ohne Reizwäsche, wie auch immer gekleidet, durchsetzen!

Für "bessere" Bilder sind wir immer offen. Gerne dürft ihr uns diese zusenden!

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